Die berühmte Barbie- Puppe wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA auf den Markt gebracht und wurde schnell von der teuren Luxus-Puppe zum Massenspielzeug. Rund um Barbie wurde eine ganze Spielwelt erschaffen, mit verschiedenen Freunden, Fahrzeugen, Kleidern, Accessoires und Berufswelten. Der grosse Erfolg der Puppe lässt sich wohl auch damit erklären, dass jedes Kind seine*ihre Puppe so kleiden und auf seine*ihre Weise gestalten konnte und die schiere Menge an Zubehör zum sammeln einlädt.

Die ersten Barbies gab es ausschliesslich mit heller Hautfarbe und braunen oder blonden Haaren. In den 70er Jahren wurde Barbie hauptsächlich blond – dies blieb bis in die 90er Jahre so. Seit den 80er Jahren gibt es die meisten Barbies auch mit dunkler Haut. Im Jahr 2003 kam eine Barbie mit einem etwas anderem Körperbau auf den Markt: Rumpf und Beine sind kürzer, die Hüfte breiter. Nach nur zwei Jahren wurde diese Produktion aber wieder eingestellt.

Die Barbie-Puppe wurde und wird aufgrund ihres Aussehens und dem einseitigen Frauenbild, welches sie vermittelt, auch immer wieder stark kritisiert. Mit den Massen einer Barbie (99-46-84) wäre eine Frau schlichtweg nicht lebensfähig. Dieser Trend der Sanduhrfigur, makelloser Haut, langen Beinen und grossen Augen ist leider nicht nur bei Barbie zu sehen, sondern hat bis heute beinahe die gesamte Mädchen-Spielwaren-Abteilung infiziert. Und auch die meisten Heldinnen aus TV und Film repräsentieren mit unrealistischem waist-to-hip-ratio und grossen Rehaugen nicht unbedingt die Wirklichkeit.

Wenn schon junge Mädchen von Klein auf mit solchen unrealistischen Schönheitsidealen konfrontiert werden und sich mit diesen Puppen identifizieren wollen, dann sähen wir ihnen schon dann den Gedanken nicht gut genug – da nicht schön genug – zu sein. Indem sie durch solche Spielsachen und Medien ein vermeintliches Idealbild präsentiert bekommen, das zu erreichen nicht menschenmöglich ist, sind sie schon früh so programmiert, sich verändern, sprich upgraden zu müssen – mit Diäten, Kosmetik, Schönheits- OPs etc. So verwundert es auch nicht, dass es bereits eine psychische Krankheit gibt, die sich das Barbie-Syndrom nennt und den Wunsch beschreibt, wie eine Puppe aussehen zu wollen.

Da die Kritik um Barbie sehr laut wurde, hat die Firma auch prompt reagiert: Seit 2016 gibt es nun «The Doll Evolves», das sind Barbies mit verschiedenen Figuren. Da wäre die Original Barbie, eine Curvy Variante sowie eine Petit- und Tall – Barbie. Kurz darauf folgten die «Barbie Fashionistas» («The most diverse doll line») mit mehr Hauttypen, Hairstyles, Körperformen, sowie Barbies in Rollstühlen. Ausserdem wurde zum Frauentag am 8.März 2018 die Reihe «inspiring women» vorgestellt mit Barbie-Puppen von berühmten Frauen wie Frida Kahlo und Ashley Graham.

Aber ist das genug? Nach wie vor geht es bei den meisten Barbies um Oberflächlichkeiten wie Kleidung und Make up. Dagegen allein ist auch nichts einzuwenden und man darf seine Tochter meiner Meinung nach auch ohne schlechtes Gewissen mit einer Barbie Puppe spielen lassen. Wenn sie sich gerne als Prinzessin verkleidet und Einhörner und Pink mag, dann soll sie das leben dürfen. Vielfältigkeit ist hier die Devise. Mädchen sollten auch den Zugang zu anderen Spielsachen haben, ihnen sollen auch andere Vorbilder und Idole vorgestellt werden. Man sollte ehrlich sagen, was man von solchen Spielsachen hält, was einem daran gefällt und was nicht. Vor allem ab einem gewissen Alter müssen sich Eltern und ihre Kinder über Körperbilder unterhalten und ihnen erklären wieso so etwas problematisch sein kann – Nein, eigentlich schon so früh wie möglich.

Als alternative Heldin eignet sich zum Beispiel Pippi Langstrumpf sehr gut. Ich selbst habe ihre Filme sehr gerne geschaut. Pippi ist ein mutiges, starkes und selbstbewusstes Mädchen, das alleine in einem kunterbunten Haus wohnt und sich ihre Welt so macht, wie sie ihr gefällt.

Der Künstler Martin Gut hat vor diesem Hintergrund eine Barbie zu Pippi Langstrumpf umgestaltet. Er beschreibt die Pippi Barbie Langstrumpf als Plädoyer für starke, authentische, selbständige und aktive Frauenvorbilder.

Was mir an Pippi besonders gefällt: Sie kümmert sich nicht darum, was andere von ihr halten, denn sie mag sich so, wie sie ist. Um erfolgreich und liebenswert zu sein, müssen wir uns nicht in eine Puppe verwandeln. Wenn es etwas ist, dass wir unseren Töchtern beibringen wollen, dann sollte es doch genau das sein: So wie du bist, bist du gut!

Die Auswahl ist gross. Die Liste solcher Barbie-Alternativen lässt sich vielseitig weiterführen. Man könnte ja eine solche Liste auch zusammen mit seinen Kindern erstellen und nachfragen, was dem Kind genau an welchem Spielzeug gefällt – und warum.

Es wäre falsch ein einziges Spielzeug für eine gesellschaftliche Problematik verantwortlich zu machen. Vielmehr geht es darum, zu verstehen, wie gesellschaftliche Probleme (sprich Bodyismus, psychische Krankheiten, Essstörungen, Frauenfeindlichkeit…) in (in diesem Falle) Spielzeug verdeutlicht und reproduziert werden. Diesen Zusammenhang sollten wir als Gesellschaft ernst nehmen und unseren Kindern, in ihrer Sprache, erklären.

Mehr über den Künstler Martin Gut findest du auf seiner Website.