Die letzte Sendung von Die Höhle der Löwen des Senders VOX gibt zurzeit viel zu reden. Grund dafür: Zwei junge Männer* haben einen Investor für ihr Produkt gefunden, welches der Damenwelt helfen soll, ihre Menstruationsartikel möglichst diskret zu entfernen und unauffällig zu entsorgen. Ihr Pinky Glove, wie das Produkt genannt wird, ist ein Handschuh aus Plastik, in den man Tampon oder Binden einwickeln kann, um sie dann im nächsten Mülleimer zu entsorgen. Das Ganze ist geruchslos und eben – unauffällig und diskret. Niemand wird auf diese Weise an menstruierende Wesen erinnert, das Bluten wird unsichtbar gemacht.

Wie kams denn überhaupt zu dieser genialen Erfindung fragt ihr euch? Also die zwei Dudes haben in ihrem WG-Leben mit weiblichen Mitbewohnerinnen so einige Tampons und Binden im Abfalleimer entdeckt und sich darüber, und natürlich ab dem störenden Geruch, wie sie sagen «gewundert». Arme Kerle. Daraufhin hatten sie die Idee für den Pinky Glove, sozusagen, um den Frauen* etwas Gutes zu tun (oder doch eher sich selbst?). Jedenfalls ist mit dem Pinky Glove und der Investition von einem der «Löwen» so viel falsch, dass wir ehrlichgesagt gar nicht wissen, wo anzufangen. Wir versuchen es trotzdem.

Erstens: Es scheint zwar paradox, dass wir das im Jahr 2021 immer noch tun müssen, aber wir haben das Gefühl, es ist immer noch nicht ganz allen Menschen klar, was die Periode eigentlich ist. Bei der Menstruation (hey, ja so kann man’s auch nennen) wird die Gebärmutterschleimhaut, die sich für den Falle einer Befruchtung des Eies aufgebaut hat, abgestossen und ausgeschieden. Dabei verliert man so durchschnittlich zwischen 60ml – 100ml Blut. Dieses Blut ist überaus nährstoffreich und für die Entstehung jeglichen Menschenlebens absolut notwendig. Die Periode kann unterschiedlich lange dauern, durchschnittlich etwa 3-7 Tage – und das Ganze passiert jeden Monat aufs Neue. Menstruationsblut ist geruchslos, der Geruch entsteht erst, wenn das Blut mit anderen chemischen Stoffen (wie in Binden und Tampons vorhanden) in Kontakt kommt. Wie ihr seht, es kann zwar schon sehr beängstigend sein, dass einige Menschen tagelang bluten, ohne dabei zu sterben, es ist aber wirklich 100% natürlich und für cis-Männer* auch absolut ungefährlich. Leider ist die Menstruation in vielen (jedoch nicht in allen) Kulturen immer noch ein Tabu-Thema. Das Unsichtbar-machen-wollen geht so weit, dass in Werbungen von Menstruationsartikel blaues «Blut» zum Einsatz kommt und in der Gesellschaft wirklich alles unternommen wird, um diesen absolut natürlichen Vorgang nicht zu thematisieren – und wenn doch, dann nur im negativen Sinne à la «hast du deine Tage oder was?!». Wenn also zwei cis-Männer* daherkommen und ein Produkt entwerfen, welches ein erneuter Versuch ist, die Menstruation möglichst unsichtbar zu machen, dann kann uns das doch irgendwie ganz wenig aufregen. Was haben cis-Männer* überhaupt eine Meinung dazu, was wir mit unserer Menstruation machen sollen?

Zweitens: Ohje ohje, ja genau, ein weiteres Produkt aus Plastik können wir momentan wirklich sehr gut gebrauchen. Da ist die Branche endlich so weit, umweltfreundlichere Menstruationsartikel wie z.B. die Menstruationstasse oder Menstruationsunterwäsche zu produzieren (beides wirklich sehr zum empfehlen) und dann … (ihr wisst was ich sagen will).

Drittens: Um das nochmals zu verdeutlichen: Zwei cis-Männer* haben die Idee und ein weiterer cis-Mann* unterstützt diese Idee mit dem nötigen Kapital. Hä? Das ist die Ungerechtigkeit schlecht hin. Cis-Männer* sollen also mit Menstruationsprodukten, die es überhaupt nicht braucht, Geld verdienen, indem sie (und die patriarchische Gesellschaft) uns sagen, dass wir sie eben doch ganz dringend brauchen. So läuft es ja auch bei unzähligen anderen Produkten aus der Kosmetikbranche ab. Mit Frauen* kann man eben viel Geld verdienen, wenn man nur genug dafür sorgt, dass sie sich in ihrem Körper unwohl fühlen. Gleichzeitig ist es für Geschäftsfrauen* um einiges schwieriger überhaupt Investoren zu finden, wie der Fall der Berliner Startup ooia zeigt. Sie selbst waren 2019 ebenfalls Teilnehmerinnen der Sendung Höhle der Löwen und bekamen da keine Unterstützung. Sie präsentierten Periodenunterwäsche als nachhaltige und bequeme Alternative zu Tampons und Binden. Als Grund warum keiner der Löwen investieren wollte, gaben sie an, das Produkt sei zu nischig und würde lediglich eine kleine Zielgruppe (nämlich die Frauen*) ansprechen. Aha!

Es wird also wiedermal gezeigt: Männer* geben Männern* Geld, selbst dann, wenn diese ein Produkt entwerfen, das sie selber gar nicht brauchen. Und da wären wir wieder bei einem weiteren Grund, warum es den Feminismus unbedingt braucht.